Thala Linder

Wie geht’s?

Höhenweg (Foto: Kirchenweb Bilder)

Wandern boomt. Draussen in der Natur zu gehen, hilft den stressigen Alltag hinter sich zu lassen. Religion und Philosophie kennen schon lange die Praxis des Pilgerns und des meditativen Gehens. Eine kleine Einführung.
Thala Linder,

Wen wir sagen, dass es jemandem gut oder schlecht geht, meinen mir meist das innere Befinden. Doch wer darauf achtet, sieht den Zusammenhang zwischen dem inneren Befinden und dem Gehen. Unser psychischer Zustand beeinflusst die Art, wie wir gehen. Doch auch das Umgekehrte gilt: wie wir Gehen, beeinflusst unseren psychischen Zustand. Die Burnout-Gesellschaft kennt eine typische Gangart: Kopfhörer mit Musik oder einem Gespräch im Ohr, in Gedanken beim nächsten Termin, Kopf und Brustkorb weit vorne, mit schnellem Schritt - keine Gangart, die Entspannung, Kreativität und spirituelles Erleben fördert.
Gehen, die beste Medizin
Hippocrates, berühmter Arzt der Antike, wusste schon, dass das Gehen die beste Medizin ist. Heute belegen verschiedene Studien, dass das Wandern Stress abbaut, depressive Stimmung verringert und das Immunsystem stärkt. Doch Gehen ist nicht nur gut für den Körper. Eine Studie hat herausgefunden, dass bereits 15 Minuten absichtsloses Gehen pro Tag die Kreativität fördert. Durch die Bewegung wird der/die Gehende genötigt neu zu sehen, die Perspektive verändert sich. Viele Leute, die zu mehrtägigen Wanderungen aufbrechen, kehren als Pilgerer heim. Denn im Gehen geschieht etwas, das einen Zugang zu sich selbst, zur Quelle von neuen, kreativen Gedanken, ja zum Göttlichen schafft. Dies geschieht vor allem beim absichtslosen, meditativen Gehen. Es ermöglicht im Hier und Jetzt anzukommen. Oft ist unser Denken weit entfernt von dem, was uns umgibt. Dieses Nicht-da-Sein, wo wir gerade sind, macht auf die Dauer krank.»
Gehen als spirituelle Praxis
Im bewussten Gehen kommen Körper und Geist zusammen, wir kommen uns selbst nahe. Wenn der Geist nicht mehr auf eine zukünftige Aufgabe, ein zu erreichendes Ziel, ein zu bewältigendes Problem fokussiert ist, werden wir offen für das, was wir nicht selbst machen. Wer von A nach B stresst, hat selten Augen für die Wunder der Natur am Wegesrand. Den Wandernden, Pilgernden und meditativ Gehenden aber begegnet das Andere, das, was man nicht machen oder erreichen, über das man nicht verfügen kann. So ist es kein Wunder, dass alle Religionen das Pilgern als Beziehungspflege zwischen Gott und Mensch kennen. Wandern und Wandeln haben denselben Wortstamm. Wer offen ist für die Begegnung mit dem Anderen, dem Göttlichen, dem Urquell von Leben und Liebe, wird beim präsenten Gehen verwandelt.
Thala Linder, Pfarrerin


Anleitung für eine Geh-Meditation
  • Alltag innehalten.
  • Bewusst losgehen.
  • Bei jedem Schritt die Füsse am Boden wahrnehmen.
  • Den Atemrhythmus den Schritten anpassen.
  • Vielleicht mit der Wahrnehmung in die Körperrückseite gehen.
  • Gedanken, die kommen, weiterziehen lassen.
  • Den Schritt gemächlich halten.
  • Mit Augen, Nase und/oder Ohren wahrnehmen, ohne zu werten.
  • Erleben, wie sich Geist und Herz öffnen.



eine ganz besondere Wirkung entfaltet das gemeinsame Unterwegs sein:

» frauezüüg: Meditativer Abendspaziergang
für junge und junggebliebene Frauen
Freitag, 23. Juni, 19.30 bis 21.00 Uhr


Theologische-philosophische Trekkingtage
» Unterwegs auf dem Sentiero Alpino Calanca
für geübte Wanderer:innen
21. bis 24. September
Bereitgestellt: 18.05.2023                 Datenschutz