Beschreibung Passionsmusik für Chor und grosse Orgel
mit Werken von Franz Liszt, Anton Bruckner, Knut Nystedt und J. S. Bach
Das Kreuzweg-Gehen entstand im 14. Jahrhundert. Der im Heiligen Land übliche Pilgerbrauch, den Weg der Kreuzigung nachzugehen, wurde von den Franziskanern zu einer Volksandacht entwickelt.
Da es nicht für alle Christen möglich war, das Heilige Land zu besuchen, baute man überall in Europa Nachbildungen des Kreuzweges. Zuerst war es ein wirklicher Weg, meist auf einen Berg hinauf, der von den bildlichen Darstellungen der 14 Stationen gesäumt wurde. Ab 1700 begann man an den Wänden im Kircheninneren die Kreuzwegstationen darzustellen. Aus dem gegangenen Kreuzweg wurde die Kreuzwegandacht.
Gebetet wird der Kreuzweg vor allem in der Passionszeit. Heute ist die kultische Bedeutung des Kreuzweges nur noch gering. In der musikalischen Literatur gibt es jedoch seit dem 16. Jahrhundert viele Choräle, Motetten und Kirchenlieder, welche ihre Wurzeln in dieser Tradition haben.
Liszts Kreuzwegkomposition «Via Crucis» muss trotz ihres hohen musikalischen Wertes in diesem religiösen Zusammenhang verstanden werden. Seine 14 Kreuzwegstationen sind stilistisch breit und reich angelegt. In einen technisch einfachen, musikalisch aber höchst komplexen und harmonisch raffinierten Orgelsatz sind viele Vokalformen eingebettet: Gregorianischer Hymnus, protestantisches Kirchenlied, Bachscher Choralsatz, spätromantische Choralvariation, Solorezitativ, dramatisches Chorunisono und Frauenchorpassagen. Trotz der stilistischen Vielschichtigkeit eine äusserst meditative Musik.
Es ist eine glückliche Fügung, dass wir die düstere meditative Kraft von «Via Crucis» mit einer grossformatigen, hoffnungsgetragenen Arbeit des Gestalters Franz Rüegger kontrastieren können.
Franz Rüegger (*1946) hat die Meditationstafel 1984 für eine Aufführung von Buxtehudes Passionsmusik «Membra Jesu Nostri» geschaffen. Damals war unsere Region von Demonstrationen gegen den Bau von Atomkraftwerken und massiven Polizeieinsätzen gegen die Demonstrierenden geprägt. Das Bild ist inspiriert von der damaligen Aktualität, die unschwer und in erschreckender Weise auch an das heutige Weltgeschehen erinnert. So wie damals mit «Membra Jesu Nostri» von Buxtehude, unterstützt es, sich meditativ oder im Gebet zu vertiefen.
Das Programm wird mit dem bekannten Graduale «Locus iste» von Anton Bruckner (1824-1896) und dem Choralvorspiel «Erbarm dich mein» von J. S. Bach eröffnet. Mit dem 1977 entstandenen expressiven «O Crux» des norwegischen Komponisten Knut Nystedt (*1915) für Chor a cappella reagiert der Chor auf die Kreuzwegmeditation. Zum Abschluss erklingt Bruckners «Christus factus est».
Werke
«Via Crucis» Franz Liszt (1811-1886)
«Locus iste» Anton Bruckner (1824-1896)
«Erbarm dich mein» J. S. Bach (1685-1750)
«O Crux» Knut Nystedt (*1915)
«Christus factus est» Anton Bruckner
Mitwirkende
Nadia Bacchetta, Orgel
Franz Rüegger, Bildtafel
Kantorei Solothurn
Leitung: Markus Cslovjecsek
Eintritt frei - Kollekte